
Als die Hofstrasse noch Kühgasse hiess.
Hofstrasse 47 (Kinderspital, Ecke Hofstrasse/Spiegelhofstrasse)
Im Erdgeschoss eines Hauses an dieser Adresse - die damals Kühgasse hiess - wohnte Keller von September 1860 bis Dezember 1861, also bevor er das Amt des Staatsschreibers antrat und fortan mit Mutter und Schwester in der Amtswohnung an der Kirchgasse 33 residierte. Das Haus gehörte einem Heinrich Frauenlob; später wurde dort das Restaurant Sommerau betrieben. 1938 wurde das Haus zugunsten des Neubaus des Kinderspitals abgerissen. An den Schriftsteller Berthold Auerbach, den er während seines Aufenthaltes in Heidelberg 1849-50 kennengelernt hatte, schreibt Keller am 15. September 1860 etwas resigniert:
Dieser Brief ist das erste, was ich in einer neuen Wohnung schreibe, da ich umgezogen bin. Mein Arbeitsfenster ist zu ebner Erde und geht unmittelbar in eine Wiese hinaus, die mit schwer beladenen Äpfelbäumen bedeckt ist und eine sanfte Anhöhe hinan liegt, hinter welcher gleich der Osthimmel kommt. Da ich auch sonst anfange, auf das konkrete Lebenswesen und seine Schattenjagd zu resignieren, so werde ich wohl endlich einem anhaltenden Fleiss anheimfallen an diesem gemütlichen Fenster und die Ruhe da suchen, wo sie längst zu finden gewesen, nämlich im Tintenfass. [G. Keller an Berthold Auerbach, 15. Sept. 1860]