
Die "antique Art der Bestattung" auf dem Friedhof Sihlfeld
Albisriederstrasse 51, Krematorium Sihlfeld
1877 beginnt der Bau des Friedhofs Sihlfeld nach Plänen von Stadtbaumeister Arnold Geiser und nach dem Vorbild des Wiener Zentralfriedhofs. Ab 1889 wurde das Krematorium mit privaten Mitteln betrieben, eine für die damalige Zeit revolutionäre Institution. In einem Brief an die Sängerin Emilie Heim, der scherzhafterweise auf den "17. Augstmonat 1773" statt 1873 datiert und in altertümlichem Amtsdeutsch gehalten ist, schreibt Keller:
Heute ist von den dreien Kirchgemeinden zum Grossen-, zum Frauenmünster und zu Predigern die Anlegung eines neuen grossen Gottesackers in der Gegend von Altstetten beschlossen worden, und es soll eine extra Todten-Eisenbahn dahin führen. Auch wird jetzt das Verbrennen der Leichen stark entamirt, und man spricht überall mit Beifall davon, sodass in circa zehn Jahren wohl alle aufgeklärten Leute sich dieser antiquen Art der Bestattung unterziehen werden, wo es alsdann neue zierliche Nippes in Gestalt kleiner Aschenkrügelgen geben wird. Wenn Sie artlich mit mir umgehen, so sollen Sie von meiner Asche auch eine Prise in einem goldenen Büchsgen bekommen. Sie müssen es dann den Kindern, die Sie als am Sonntag bei sich haben, zum Spielen geben, dass sie es auf dem Stubenboden herumrollen lassen und die Katzen danach springen; ich bin es schon accoutumiret. [G. Keller an Emilie Heim, 17. Augstmonat 1773 (=1873)]