Weinmann, Rudolf: Ruines du château de Maneck au Höckler. à Zurich, [1840?]. Zentralbibliothek Zürich, Zürich 2.2, Manegg I, 5

Der Schutzgeist der Heimat trifft auf den Narr von Manegg

Ruine Manegg

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In der Rahmenerzählung zu den 1876 erschienenen "Züricher Novellen" führt der Pate seinen Patensohn Jacques zur Ruine Manegg, um daran anknüpfend die Novelle "Der Narr auf Manegg" zu erzählen. Von der Ruine der Burg, die im 14. Jahrhundert der noblen Zürcher Adelsfamilie Manesse gehörte und 1409 durch einen Brand zerstört wurde, ist heute nicht mehr viel zu sehen. Zum 100. Geburtstag Kellers stiftete die Schweizerische Vereinigung für Heimatschutz dem "Dichter und Schutzgeist seiner Heimat" am Standort der Ruine einen Gedenkstein. Errichtet werden konnte der Stein erst 1920.

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Am Fusse des Gemäuers floss ein Brünnlein mit frischem Bergwasser, geziert mit einer Inschrift zum Andenken des ehemaligen Eigners der Burg, des Ritters und Freundes der Minnesinger, Herrn Rüdiger Manesse. Die beiden Wanderer erquickten sich an dem kühlen Wasser, und da überdies von Burgen und Rittern die Rede war, so lebte der Jünglingsknabe wieder auf und erklomm mit dem Alten beruhigter vollends die Burgstätte. Hier setzten sie sich auf eine Bank und betrachteten die reiche Fernsicht; über ihnen ragten schlanke Föhrenbäume, während hundertjährige Stämme gleicher Art aus der Tiefe emporstiegen und ihre schönen Kronen mit gewaltigen, im Abendlichte rötlich glühenden Armen zu ihren Füssen ausbreiteten. Von Süden her leuchtete der wolkenlose Berg Glärnisch über grüne Waldtäler und im Nordosten über dem See lagerte die alte Stadt im Sonnenglanze. [G. Keller, Züricher Novellen, Rahmenerzählung]

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